Nachhaltig­keit als globale Heraus­forderung

Erdüberlastungstage global und national

Der Erdüberlastungstag (englisch Earth Overshoot Day, zunehmend seltener auch „Ecological Debt Day“, „Welterschöpfungstag“, „Weltüberlastungstag“ oder „Ökoschuldentag“) ist in einer jährlichen Kampagne der Organisation Global Footprint Network der Tag des laufenden Jahres, an dem die menschliche Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen das Angebot und die Kapazität der Erde zur Reproduktion dieser Ressourcen in diesem Jahr übersteigt. Der Erdüberlastungstag ist ein Aktionstag.

Jahr Datum Verbrauch in Erde-Einheiten
1961 15. Mai 1962 0,73 (In diesem Jahr ließ die globale jährliche Ressourceninanspruchnahme noch Reserven übrig)
1970 29. Dezember 1,01 (Seitdem übersteigt der jährliche Verbrauch die global zur Verfügung stehenden Ressourcen)
1971 20. Dezember 1,03 Planeten Erde stellten ihre Ressourcen zur Verfügung
1972 10. Dezember 1,06
1973 26. November 1,10
1974 27. November 1,10
1975 30. November 1,09
1976 16. November 1,14
1977 11. November 1,16
1978 7. November 1,17
1979 29. Oktober 1,21
1980 4. November 1,18
1981 11. November 1,16
1982 15. November 1,14
1983 14. November 1,15
1984 6. November 1,18
1985 4. November 1,19
1986 30. Oktober 1,20
1987 23. Oktober 1,23
1988 15. Oktober 1,27
1989 11. Oktober 1,29
1990 11. Oktober 1,29
1991 10. Oktober 1,29
1992 12. Oktober 1,28
1993 12. Oktober 1,28
1994 10. Oktober 1,29
1995 4. Oktober 1,32
1996 2. Oktober 1,33
1997 29. September 1,34
1998 29. September 1,34
1999 29. September 1,34
2000 23. September 1,38
2001 22. September 1,38
2002 19. September 1,39
2003 9. September 1,45
2004 1. September 1,49
2005 25. August 1,54
2006 19. August 1,58
2007 14. August 1,62
2008 14. August 1,62
2009 18. August 1,59
2010 7. August 1,67
2011 4. August 1,69
2012 4. August 1,69
2013 3. August 1,70
2014 4. August 1,69
2015 5. August 1,68
2016 5. August 1,68
2017 1. August 1,71 Deutschland 24. April
2018 29. Juli 1,74 Deutschland 02. Mai
2019 29. Juli 1,74 Deutschland 03. Mai
2020 22. August 1,56 Deutschland
2021 29. Juli 1,74 Deutschland 05. Mai
2022 28. Juli 1,75 Deutschland 04. Mai
2023 2. August Deutschland 04. Mai
2024 1. August Deutschland 02. Mai

Quelle: www.wikipedia.org/wiki/Erdüberlastungstag

Internationale und nationale Gedenktage

Januar
11.01. Tag des deutschen Apfels
21.01. Ehrentage der Hörnchen
26.01. Tag der Umweltbildung + Tag der sauberen Energie
29.01. Tag des Blindenhundes
31.01. Zebra-Tag

Februar
02.02. Tag der Feuchtgebiete + Tag des Igels
10.02. Tag der Hülsenfrüchte
12.02. Internationaler Darwin-Tag
13.02. Tag des Wals
15.02. Tag des Regenwurms + Welttag der Schuppentiere

März
03.03. Tag des Artenschutzes
14.03. Erfahre-mehr-über-Schmetterlinge-Tag
20.03. Weltspatzentag
21.03. Tag des Waldes + Welttag der Gletscher
22.03. Weltwassertag + Tag der Robben + Earth Day
28.03. Ehrentag des Unkrauts

April
03.04. Welttag der Wassertiere
07.04. Tag des Bibers
13.04. Tag der Pflanze
22.04. Tag der Erde
23.04. Tag der Streuobstwiese
25.04. Tag des Baumes + Welt-Pinguin-Tag
27.04. Welttag der Möwen
28.04. Rettet-die-Frösche-Tag
30.04. Tag des Wolfes

Mai
02.05. Tag des Thunfischs
08.05. Welttag des Esels
10.05. Weltzugvogeltag I
16.05. Tag der Urzeitkrebse
20.05. Weltbienentag
21.05. Tag der kulturellen Vielfalt
22.05. Tag der Artenvielfalt
23.05. Weltschildkrötentag
24.05. Tag der Parke + Tag der Weinbergschnecke
29.05. Tag der Otter
30.05. Tag der Kartoffel
31.05. Welttag der Papgeien

Juni
01.06. UNESCO-Welterbetag + Weltbauerntag
05.06. Weltumwelttag + Tag gegen illegale Fischerei
08.06. Welttag der Ozeane
09.06. Tag des Gartens
11.06. Tag des Luchses
16.06. Tag der Meersschildkröten
17.06. Tag der Krokodile + Tag gegen Wüstenbildung
21.06. Welttag der Giraffe
22.06. Welttag der Kamele
26.06. Bärengedenktag
29.06. Tag der Tropen

Juli
03.07. Tag der Erdmännchen
06.07. Welttag der ländlichen Entwicklung
16.07. Welttag der Schlange
26.07. Weltmangroventag
28.07. Welttag des Naturschutzes
29.07. Welttag des Tigers
31.07. Welt-Ranger-Tag

August
04.08. Ehrentag der Eulen
08.08. Internationaler Katzentag
09.08. Tag der indigenen Völker
10.08. Tag des Löwen
12.08. Weltelefantentag
14.08. Welttag der Eidechsen
19.08. Tag des Oran-Utans
20.08. Welt-Moskito-Tag
22.08. Tag der Fische

September
14.09. Tag der Tropenwälder
16.09. Tag der Erhaltung der Ozonschicht
21.09. Tag des Geotops
22.09. Welt-Nashorn-Tag
24.09. Welttag des Gorillas
27.09. Tag der Pilze + Tag der Hasen
28.09. Tag der Flüsse

Oktober
01.10. Ehrentag des Waschbären
04.10. Welttierschutztag
07.10. Weltbaumwolltag
08.10. Welttag der Kraken
10.10. Welthundetag
11.10. Weltzugvogeltag II
13.10. Tag zur Verhinderung von Naturkatastrophen
16.10. Welternährungstag
17.10. Tag der Trittsteinbiotope
20.10. Tag des Faultiers
23.10. Tag des Schneeleoparden
31.10. Welt-Lemuren-Tag

November
03.11. Welttag der Quallen
05.11. Tag gegen Umweltausbeutung in Kriegen
09.11. Rettet-die-Kastanien-Tag
24.11. Tag der Sardine
29.11. Welttag des Ameisenbären

Dezember
04.12. Internationaler Gepardentag
05.12. Weltbodentag
07.12. Rettet-die-Haie-Tag
10.12. Tag der Tierrechte
11.12. Tag der Berge
14.12. Tag der Affen

positive Meldung

Welttag der Meteorologie 2025

Welttag der Meteorologie 2025

Gemeinsam die Frühwarnlücke schließen

Die WMO bestätigte kürzlich, dass 2024 das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war. Veränderungen in unserer Umwelt führen zu mehr extremen Wetterereignissen. Tropische Wirbelstürme, verheerende Regenfälle, Sturmfluten, Überschwemmungen, tödliche Dürren und Waldbrände nehmen rapide zu. Der Meeresspiegel steigt und setzt dicht besiedelte Küstengebiete Überschwemmungen und Meereswellen aus. Die gesellschaftlichen Auswirkungen dieser Ereignisse wirken noch lange nach, wenn die Schlagzeilen verebben.

Zur Halbzeit der Initiative „Frühwarnungen für alle“ wurden bereits bedeutende Fortschritte bei der Rettung von Menschenleben, dem Schutz von Lebensgrundlagen und der Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung erzielt. Angesichts der zunehmenden Klimarisiken wird die Initiative immer dringlicher.   

Mit dem Eintritt in die nächste Phase werden Partnerschaften ausgebaut, um den Fortschritt zu beschleunigen. Die Zusammenarbeit mit bilateralen und multilateralen Gebern, Klimafonds und Entwicklungsbanken verstärkt die Unterstützung für Frühwarnmaßnahmen. Regionale Partner und spezialisierte Zentren werden genutzt, um die Wirkung zu verstärken und nachhaltige Kapazitäten aufzubauen. Die nationale Eigenverantwortung steht weiterhin im Mittelpunkt der Initiative. Regierungen – insbesondere die Nationalen Wetter- und Wasserdienste (NMHS) – leiten die Bemühungen zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit und zum Aufbau nachhaltiger Frühwarnsysteme.

Quelle: https://wmo.int/site/world-meteorological-day-2025

2024 wärmstes Jahr seit Messbeginn – 5 Fakten aus dem Klimabericht, die du kennen solltest

2024 wärmstes Jahr seit Messbeginn – 5 Fakten aus dem Klimabericht, die du kennen solltest

Der Klimawandel hat sich im letzten Jahr deutlich beschleunigt. (Das 1,5-Grad-Ziel) Die 1,5-GRAD-GRENZE! sei aber noch erreichbar, heisst es in einem neuen Klimabericht.

Weltwetterbehörde: Klimawandel-Folgen teils unumkehrbar

Die Erderwärmung setzt sich in alarmierender Weise fort. Manche Auswirkungen seien über Jahrhunderte nicht umkehrbar, heißt es im jährlichen Klimabericht der Weltorganisation für Meteorologie. Die Folgen: Schäden, Ernährungskrisen und Migration.

2024 war das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen vor 175 Jahren. Die hohen Temperaturen seien auf die Rekordwerte der Treibhausgase zurückzuführen. Zudem habe das Wetterphänomen El Niño die Temperaturen zusätzlich hochgetrieben.

«Eine Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad Celsius sei noch möglich», sagt UN-Generalsekretär António Guterres. «Staats- und Regierungschefs müssen sich aber dafür einsetzen.»

Meeresspiegel steigt enorm

Seit Beginn der Satellitenmessungen habe sich die Geschwindigkeit des Meeresspiegelanstiegs verdoppelt. In den letzten drei Jahren seien Gebirgsgletscher schneller geschmolzen als je zuvor.

Die Ozeane haben einen grossen Einfluss auf das Klima und Wetter der Erde, sie absorbieren fast 90 Prozent der Wärme, die durch den Klimawandel entsteht. Dadurch wird die Luft nicht so heiss, aber die Ozeane erwärmen sich dafür umso mehr.

Gletscher und Meereis ziehen sich weiter zurück

In den letzten Jahren erlebten die Gletscher einen dramatischen Rückgang. In Norwegen, Schweden, Spitzbergen und in den tropischen Anden schmelzen die Gletscher schneller als je zuvor. Der Rückgang schadet den Ökosystemen und beeinträchtigt an vielen Orten die Wasserversorgung.

Auch das antarktische Meereis zeigt alarmierende Entwicklungen: Es hat seine zweitniedrigste gemessene Ausdehnung erreicht. Der Rückgang des Meereises in der Antarktis hat weitreichende Folgen für das globale Klima, da das Eis als Reflektor für Sonnenstrahlen fungiert. Wenn weniger Eis vorhanden ist, wird mehr Sonnenlicht von den dunkleren Ozeanen absorbiert, was die Erwärmung weiter beschleunigt.

So viele Klimaflüchtende wie seit 16 Jahren nicht mehr

Dürren, Hitzewellen, Hurrikane, Überschwemmungen: All diese Wetterphänomene haben schwere Auswirkungen auf die Lebensbedingungen der Menschen. So wurden beispielsweise 15 Millionen Menschen in China nach einem Erdbeben obdachlos. In Saudi-Arabien erreichten die Temperaturen während der Hadsch-Pilgerfahrt teilweise bis zu 50 Grad Celsius, was zu zahlreichen Todesfällen führte.

«Unser Planet sendet weitere Notsignale aus.»
António Guterres

Frühwarnsysteme hätten dem Bericht zufolge einige Leben retten können, doch in den Ländern, die am stärksten von den Auswirkungen betroffen sind, gibt es nur wenige Vorwarnungen.

Wissenschaftler zeigen sich verzweifelt

Linden Ashcroft, Dozentin für Klimawissenschaften an der Universität Melbourne, kritisiert gegenüber CNN, dass den Warnungen nicht genügend Beachtung geschenkt werden. Er sagt:

«Ehrlich gesagt bin ich mir nicht ganz sicher, was ich als Nächstes tun soll. Diese Erkenntnisse von den Dächern schreien? Meine Kommentare in Grossbuchstaben schreiben? Das alles sagen und dabei auf TikTok tanzen?»

Noch drastischere Worte findet Sarah Perkins-Kirkpatrick, Professorin an der Fenner School of Environment and Society der Australian National University: «Wie lange müssen wir noch schreien und schreien, dass der Klimawandel stattfindet?» (cst)

Quelle: https://www.watson.ch/international/klima mit Änderung!

Die Schnauze voll Ein UN-Abkommen zur Vermeidung von Plastikmüll droht blockiert zu werden

Die Schnauze voll

Berlin. Im südkoreanischen Busan hat am Montag die fünfte und letzte Runde der Gespräche über ein internationales Plastikabkommen begonnen. Sieben Tage lang verhandeln Tausende Teilnehmer aus 170 Staaten darüber, wie sich die Menge an Plastikmüll reduzieren lässt, der Ozeane, Flüsse, Land und Luft verschmutzt. Es gehe um »weit mehr als nur die Ausarbeitung eines internationalen Abkommens«, warnte der ecuadorianische Diplomat Luis Vayas Valdivieso, der die Gespräche leitet. »Die Menschheit stellt sich einer existenziellen Herausforderung.«

Ähnlich wie bei den Klimaschutzkonferenzen stehen jedoch große wirtschaftliche Interessen einem ambitionierten und verbindlichen Abkommen entgegen. Insbesondere Ölländer wie Saudi-Arabien – der Rohstoff ist Grundlage vieler Plastikprodukte – versuchen, aktiv die Verhandlungen zu blockieren. Große Industrieverbände wiederum plädieren für Beschlüsse, die den Produktionsbereich außen vor lassen. »Die Gefahr eines schwachen, unverbindlichen Abkommens ist groß«, warnte daher Moritz Jäger-Roschko von Greenpeace.

Quelle: nd DER TAG 26.11.2024

 

Abkommen soll globale Plastikverschmutzung reduzieren In Südkorea startete am Montag die fünfte Verhandlungsrunde über ein UN-Plastikabkommen

Als das Alfred-Wegener-Institut (AWI) vergangenes Jahr eine Expedition in die Arktis schickte, staunte man nicht schlecht: Selbst im Tiefseesediment weit unter dem Meereis fanden die Polar- und Meeresforscher aus Bremerhaven eine Vielzahl von Kunststoffen wie Polyethylen, Polyester, Polypropylen, Nylon und Akryl. Transporteur ist die Alge Melosira arctica, die zehnmal so viele Mikroplastikpartikel enthielt wie das umgebende Meerwasser. Diese Konzentration an der Basis der Nahrungskette stelle eine Gefahr für Lebewesen dar, sagt AWI-Forscherin Melanie Bergmann: »Die Menschen in der Arktis sind für ihre Proteinversorgung besonders auf das marine Nahrungsnetz angewiesen. Das heißt, dass sie in hohem Maße auch den darin enthaltenen Mikroplastik und Chemikalien ausgesetzt sind.«

Bergmann gehört der Scientists Coalition for an Effective Plastics Treaty an, einem Netzwerk von über 350 unabhängigen Fachleuten aus mehr als 30 Ländern, die sich für ein verbindliches Abkommen gegen Plastikverschmutzung einsetzen. 2022 beschloss die UN-Umweltversammlung, mit Verhandlungen darüber zu beginnen. In der fünften Runde, die am Montag in der südkoreanischen Stadt Busan begonnen hat, soll es nun eine Einigung geben. Mehr als 2500 Teilnehmende aus 170 Mitgliedstaaten, 480 Organisationen, UN-Einrichtungen und Industrielobby beraten in den kommenden sieben Tagen darüber, was im Vertrag konkret vorgeschrieben werden soll, bis wann die Maßnahmen umgesetzt, wie sie finanziert und kontrolliert werden sollen.

Das Problem ist schon lange bekannt: Plastik verschmutzt in gewaltigen Mengen die Umwelt zu Land, aber auch die Gewässer bis hin in fast menschenleere Gegenden. Um welche Mengen es geht, zeigt eine aktuelle Metastudie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) auf: Demnach wurden weltweit seit den 50er Jahren rund 9200 Millionen Tonnen Plastik produziert. 58 Prozent davon landeten auf Mülldeponien, gut ein Zehntel wurde verbrannt. Laut den Leipziger Forschern gelten zwischen 1750 und 2500 Millionen Tonnen als »mismanaged« – sie dürften unkontrolliert in die Umwelt gelangt sein. »Die Befunde sprechen eine deutliche Sprache«, so die Autoren, zumindest was den »negativen Einfluss von Plastik und assoziierten Chemikalien auf die Umweltverschmutzung« angeht.

Die klare Forschungslage kommt im postfaktischen Zeitalter aber nicht überall an. »Es war ernüchternd zu erleben, wie oft Staaten Zweifel bezüglich des aktuellen Wissensstandes äußerten, um ihre Positionen zu rechtfertigen«, berichtete Meeresbiologin Bergmann von früheren Verhandlungsrunden. »Außerdem war die stark angestiegene Präsenz von Lobbyisten sehr spürbar, die zum Teil versuchten, Wissenschaftler*innen öffentlich zu diskreditieren.«

»Für das globale Plastikabkommen ist es wichtig, ambitionierte Ziele zu formulieren, die den gesamten Lebenszyklus des Plastiks in den Blick nehmen.«

Melanie BergmannAlfred-Wegener-Institut

Daher ist es kein Wunder, dass bisher ein 70-seitiger Textentwurf vorlag, der etwa 3500, teils weit auseinanderliegende Vorschläge enthält. Ob in den kommenden sieben Tagen eine Einigung gelingt, ist unklar – möglicherweise wird im Frühjahr weiter verhandelt. Besonders umstritten sind laut der Umweltorganisation Greenpeace folgende Punkte: Sollen Vorgaben für die Produktion, etwa zur besseren Wiederverwertbarkeit oder zu den verwendeten Stoffen, Teil des Abkommens werden oder geht es nur um bessere Abfallsysteme und höhere Recyclingquoten? Soll es ein Verbot bedenklicher Chemikalien und von Einwegplastik geben? Wie ist es mit Finanzmitteln für Entwicklungsländer, die die erforderlichen Maßnahmen nicht bezahlen können? Und soll die Reduktion des globalen Plastikaufkommens vorgeschrieben werden?

Laut Greenpeace blockieren insbesondere Ölländer wie Saudi-Arabien mit Unterstützung ihrer Industrielobby die Verhandlungen aktiv. Andere wie Japan wollen sich auf die Bekämpfung der Meeresverschmutzung konzentrieren und streben eher global unverbindliche Vereinbarungen an. Auch Plastics Europe spricht sich für nationale Aktionspläne und eine Beschränkung auf den Abfallbereich aus. So sagt die Chefin des Verbands der europäischen Kunststofferzeuger, Virginia Janssens: »Der beste Weg ist, dass das Abkommen die Nutzung von Kunststoffabfällen als wertvolle Ressource ermöglicht.« Allerdings gibt es auch eine »Koalition« von Staaten, die ambi-tionierte Ziele anstreben. Dazu zählen Deutschland und Frankreich sowie Südländer wie Peru und Ruanda.

Quelle: nd DER TAG  25.11.2025

COP 29 – Weltklimakonferenz – 11.11.2024 bis 22.11.2024 – Baku, Aserbeidschan

Spielregeln für CO2-Markt gesucht

Ob Preisgestaltung oder Nachhaltigkeit, gemeinsame Standards müssen noch bestimmt werden

Zur KlimaZur gehören Worte wie Kohlenstoffmärkte oder »Carbon Markets«. Da wird aber nicht mit Kohle gehandelt, sondern mit CO2-Einsparungen. Entsprechende Zertifikate bescheinigen, dass ein Staat oder Unternehmen irgendwo in der Welt Geld ausgegeben hat, um klimaschädliche Emissionen zu mindern. Diese Einsparung kann sich das Land oder das Unternehmen auf die eigene CO2-Bilanz gutschreiben – oder das Zertifikat auf dem Markt meistbietend verkaufen.

Die Idee stammt aus den Anfangszeiten der Klimapolitik. Ab 1997 wurden mit dem damaligen Kyoto-Protokoll die ersten Kohlendioxidmärkte geschaffen. Industrieländer konnten in Entwicklungsländern CO2-Projekte umsetzen und sich den Klimaeffekt anrechnen. Daneben entstand noch ein sogenannter freiwilliger CO2-Markt. In dem finanzierten Unternehmen Klimaprojekte, meist in Entwicklungsländern und gern zum Waldschutz oder für Solarkocher und ähnliches. Um die 90 Prozent dieser Zertifikate seien »Schrott« gewesen, beschreibt Friedrich Bohn vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig den Marktzustand.

»Die UN-Kriterien werden helfen, schlechte Projekte auszusieben – aber nicht alle.«

Jérôme Cochet Chef des Zertifikatehändlers Goodcarbon

Bei Waldprojekten sei das Geschäftsmodell darauf hinausgelaufen, eine möglichst schlimme Entwaldungsgeschichte zu erzählen, um dann – wenn der Wald erhalten bleibt – eine möglichst große Menge gespeicherten Kohlenstoffs errechnen und entsprechend viele Zertifikate verkaufen zu können, erklärt der Ökosystemmodellierer in einem Podcast des Magazins Klimareporter.

Quer durch Politik, Wirtschaft und Wissenschaft ging deswegen ein Aufatmen, als gleich zum Start des diesjährigen Weltklimagipfels im November in Baku endlich der Artikel 6 des Pariser Klimaabkommens, der die Kohlenstoffmärkte regeln soll, verabschiedet wurde. Aus den Fehlstellen bisheriger Kohlenstoffmärkte hat die Klimagemeinschaft offenbar gelernt. So soll es für Waldprojekte bessere und einheitlichere Standards geben, um den realen Klimaeffekt zu berechnen, lobt Friedrich Bohn.

Bis die aber wirklich starten können, dauert es noch. Anfang nächsten Jahres wird erst einmal das entsprechende Markt-Aufsichtsgremium seine Arbeit aufnehmen. Zu klären sind auch noch einige Regeln – etwa, wie dauerhaft das CO2 in Biomasse oder bei technischen Verfahren wie der CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS) gebunden werden muss, damit es als Minderung anrechenbar ist. Die Zeitspanne reicht hier bei Biomasse von Jahren bis zu Jahrzehnten und bei unterirdischer Speicherung bis zu eintausend Jahren. Auch fehlt dem Carbon Market 2.0 noch ein Register, also eine CO2-Buchhaltung, um Betrug und Trickserei zu erschweren.

Am meisten Kopfzerbrechen bereitet den Fachleuten aber der Umstand, dass der CO2-Markt nicht von selbst in Gang kommt. So geistern noch immer alte Emissionsgutschriften aus der Zeit des Kyoto-Protokolls herum und drücken den Preis für neue Zertifikate nach unten. Diese alten »Junk Bonds« sollten aus dem Markt genommen werden, wurde in Baku gerade von Investoren aus dem arabischen Raum gefordert.

Diesen gefällt aber auch wenig, dass die CO2-Minderungsprojekte künftig nach High-Quality-Standards bewertet werden sollen. Kriterien sind hier nicht nur eine ehrlichere CO2-Bilanzierung, sondern auch das Einbeziehen lokaler Gemeinschaften und eine Klimaversicherung der Projekte. Zum Beispiel müssten, wenn ein CO2-Spar-Wald abbrennt und der Kohlenstoff als CO2 wieder frei wird, Ersatz-Zertifikate beschafft werden.

All das kostet wiederum Geld. Wird das Generieren von CO2-Zertifikaten aber zu teuer, würde es sich beispielsweise nicht lohnen, in rauen Mengen Erdgas anzubieten, dessen CO2-Gehalt per Zertifikat künstlich abgesenkt ist und das dann als »CO2-armes Gas« vermarktet werden könnte. Insbesondere Vertreter von Öl- und Gasförderern plädierten in Baku dafür, die Standards nicht zu hoch anzusetzen. Jede eingesparte Tonne CO2 sei doch besser als keine eingesparte, argumentierten sie. Andere Länder wie Deutschland setzen sich dagegen für verpflichtende Mindeststandards ein.

Eine weitere Voraussetzung dafür, dass der Kohlendioxidmarkt in Gang kommt, ist ein deutlich höherer CO2-Preis, und zwar global. Die Rechnung geht so: Im europäischen Emissionshandel kostet die Emission einer Tonne CO2 derzeit 60 bis 70 Euro. Will man Kohlendioxid zum Beispiel technisch per CO2-Abscheidung aus der Luft holen – das sogenannte »Direct Air Capture« –, kostet das pro Tonne derzeit bis zu 1000 Euro, später vielleicht 200 bis 300 Euro. Für Unternehmen ist es gegenwärtig also noch deutlich günstiger, den CO2-Preis zu bezahlen als in solche technischen CO2-Minderungsprojekte zu investieren.

Deswegen rechnet die Branche damit, dass in der nächsten Zeit eher biogene CO2-Senken wie Wälder, Moore, Aufforstung oder Algenfarmen das begehrte Ziel der Kohlenstoffmärkte sein werden. Dass nun erstmals Standards für den internationalen Handel von CO2-Zertifikaten unter UN-Aufsicht festgelegt sind, ist für Jérôme Cochet ein wichtiger Schritt, damit der Markt entstehen kann. Dies reiche zur alleinigen Qualitätssicherung aber nicht aus, betont der Chef des Berliner Zertifikatehändlers Goodcarbon.

»Es sollte nicht der Eindruck entstehen, dass CO2-Bindungsprojekte dank UN-Siegel jetzt keine weiteren Qualitätskontrollen mehr brauchen«, warnte Cochet. »Die UN-Kriterien werden helfen, schlechte Projekte auszusieben –aber nicht alle.« Dem Gamechanger fehlen offenbar noch einige gute Spielregeln.

Klimapolitik per Prinzip Hoffnung

Kurt Stenger über maue Ergebnisse und vage Perspektiven der UN-Konferenz von Baku

Angesichts der sich weiter verschärfenden Klimakatastrophe kann es nicht sein, dass sich die UN-Konferenzen von Minimalkonsens zu Minimalkonsens dahinschleppen. Zuletzt ging es nur noch soweit voran, wie es der Letzte noch mittragen will – obwohl die Zeichen auf mehr Ambition und Eile stehen. Doch der immer wieder zu hörende Ruf nach alternativen Veranstaltungen geht leider auch ins Leere, mangels Formaten oder Erfolgschancen, wenn sich einige wenige Länder zusammentun, die es ernst meinen. Fatalismus und ein »Rette sich, wer kann« ist natürlich ebenfalls keine Option, da es insbesondere für arme, vulnerable Länder schlicht um die Existenz geht.

Und so richten sich die Blicke aktuell auf COP 30 in einem Jahr mit Brasilien als Gastgeber, der die Gefahren der Erderwärmung ernst nimmt. Zwar konnte die dortige Linksregierung als Ausrichter des jüngsten G20-Gipfels den gordischen Knoten nicht durchschlagen, aber in deutlich größerer Runde auf UN-Ebene stehen die Chancen besser. Letztlich bleibt das Prinzip Hoffnung, dass dann »ein ehrlicher Makler« für den Klimaschutz und für arme Länder die fossilen Interessen in die Schranken weist.

Trotz geopolitischen Gegenwinds habe man sich durchweg jede Mühe gegeben, »ein ehrlicher Makler« für alle Seiten zu sein. Dieser Satz von Mukhtar Babayev, dem Umweltminister des Ölstaats Aserbeidschan und Leiter der diesjährigen UN-Klimakonferenz, zeigt geradezu bespielhaft das derzeitige Elend der COP-Diplomatie auf. Die Euphorie nach der Verabschiedung und Ratifizierung des Pariser Weltklimaabkommens ist längst einem Realismus gewichen, bei dem Partikularismus und Lobbyismus den Ton angeben. Doch man kann eigentlich nicht von Klimagipfel reden, wenn der jetzige Gastgeber den Kampf gegen die Erderwärmung auf eine Stufe mit Interessen der fossilen Wirtschaft stellen.

Die Kritik an der Konferenzleitung bei COP 29 in Baku, die viele Teilnehmer von Entwicklungsländern über Klimaschützer bis hin zur deutschen Chefverhandlerin Annalena Baerbock anstimmten, ist sicher berechtigt. Doch letztlich kommt der Gastgeber damit nur dann durch, wenn es die Starken zulassen. Im Windschatten des Oberbösewichts Saudi-Arabien segelten in Baku aber die USA, China und Russland, die den Ausstieg aus den Fossilen ebenfalls zu hintertreiben versuchen, aber zum Teil auch die EU mit ihrem wichtigsten Staat Deutschland: nicht nur, weil man weiter Großverbraucher von Öl und Gas ist, sondern auch, weil man bei der Finanzierung in armen Ländern massiv auf die Bremse tritt. Die eigenen Haushaltsprobleme sind der aktuellen Rumpfregierung in Berlin eben doch näher als die Klimaziele. Diese werden sich nur dann erreichen lassen, wenn den armen Ländern die entsprechenden finanziellen Mittel zum Gegensteuern zur Verfügung gestellt werden. Zwar strebt die Staatengemeinschaft nun den notwendigen Quantensprung von Milliarden zu Billionen an, doch die Realisierung bleibt völlig nebulös. Zumal sich die Industriestaaten als Hauptverursacher der Klimakrise winden wie Aal.

Angesichts der sich weiter verschärfenden Klimakatastrophe kann es nicht sein, dass sich die UN-Konferenzen von Minimalkonsens zu Minimalkonsens dahinschleppen. Zuletzt ging es nur noch soweit voran, wie es der Letzte noch mittragen will – obwohl die Zeichen auf mehr Ambition und Eile stehen. Doch der immer wieder zu hörende Ruf nach alternativen Veranstaltungen geht leider auch ins Leere, mangels Formaten oder Erfolgschancen, wenn sich einige wenige Länder zusammentun, die es ernst meinen. Fatalismus und ein »Rette sich, wer kann« ist natürlich ebenfalls keine Option, da es insbesondere für arme, vulnerable Länder schlicht um die Existenz geht.

Und so richten sich die Blicke aktuell auf COP 30 in einem Jahr mit Brasilien als Gastgeber, der die Gefahren der Erderwärmung ernst nimmt. Zwar konnte die dortige Linksregierung als Ausrichter des jüngsten G20-Gipfels den gordischen Knoten nicht durchschlagen, aber in deutlich größerer Runde auf UN-Ebene stehen die Chancen besser. Letztlich bleibt das Prinzip Hoffnung, dass dann »ein ehrlicher Makler« für den Klimaschutz und für arme Länder die fossilen Interessen in die Schranken weist.

Quelle: nd DER TAG 24.11.2024

Klimakrise nicht kompensierbar
Der erste Beschluss der Weltklimakonferenz hat es nicht in sich

Wenn Rückenschmerzen plagen, versucht der Körper, das durch Schonhaltung zu kompensieren, die über längeren Zeiraum aber nur zu schlimmeren Beschwerden führt. Ähnlich verhält es sich mit der Kompensation von CO2-Emissionen: Kurzfristig sollen neue Klima-schutzprojekte nicht vermeidbaren Ausstoß von Firmen ausgleichen, was eigene Anstrengungen bremst. Zudem haben viele Projekte mangels ausreichender Standards und Kontrolle kaum oder deutlich geringeren Klimaeffekt als angenommen, dienen letztlich nur dem Greenwashing der Zahler – vor allem Öl- und Gaskonzerne, Autobauer und Fluggesellschaften.

nd – DER TAG  12.11.2024

UN-Regeln für Greenwashing
Weltklimakonferenz in Baku fasst Beschluss zum Umgang von CO2-Kompensationen für Firmen

Christian Mihatsch, Baku

Bereits am ersten Tag der 29. UN-Klimakonferenz (COP 29) in Aserbaidschans Hauptstadt Baku wurde ein Beschluss gefasst – und löste prompt massive Proteste vieler zivilgesellschaftlicher Organisationen aus. Auf den ersten Blick ging es hierbei um ein extrem technisches Thema: Artikel 6.4 des Pariser Klimaschutzabkommens zu den Regeln für CO2-Kompensationen. Diese sollen es Firmen ermöglichen, ihre unvermeidbaren Treibhausgasemissionen auszugleichen, indem sie in Klimaschutzprojekte investieren. Damit sollte sich, zumindest theoretisch, auch Geld insbesondere in ärmeren Ländern mobilisieren lassen.

Gleichzeitig gibt es seit Langem Kritik an dem praktizierten »Ablasshandel«: Wegen der schlechten Standards und mangelnder Kontrolle der Projekte gehe es hier vor allem um Greenwashing – Unternehmen oder Staaten stellen sich klimafreundlichen dar, als sie es tatsächlich sind. Im vergangenen Jahr wurde dann ein Skandal publik. Der Marktführer für CO2-Kompensationen, South Pole, musste daraufhin sein weltweit größtes Waldschutzprojekt stoppen, weil in Simbabwe Millionen Tonnen von CO2 nur auf dem Papier eingespart wurden. Das Beratungsunternehmen aus der Schweiz soll ferner Geheimverträge mit Erdöl- und Erdgasfirmen geschlossen haben.
nd – DER TAG  12.11.2024

Gegengipfel: „Wir brauchen eine Klutur des Widerstands“
Lukas Hufert von „Debt for Climate“ über den aktivistischen Gegengipfel zur UN-Konferenz in Oacaca, Mexiko

Die UN-Klimakonferenz COP 29 begann am Montag in Aserbaidschan, die Anti-COP fand in Mexiko statt. Warum protestieren Sie nicht vor Ort?

Die Anti-COP ist weit mehr als nur Protest gegen die COP 29 in Baku. Sie soll eine echte Alternative darstellen, die der offiziellen Klimakonferenz ihre Legitimität entzieht. Deshalb haben wir uns für einen eigenen Ort entschieden. Dazu kommen auch praktische Gründe: In Mexiko gibt es viele aktive Gruppen und Strukturen, die es uns ermöglichten, eine selbstbestimmte Konferenz zu veranstalten.

Wie wirkt sich dieser Ansatz auf den Inhalt aus?

Die COP beschränkt sich ausschließlich auf Klimaschutz, übersieht jedoch die ausbeuterischen Strukturen, die fortbestehen. Unser Fokus liegt auf dem »Guten Leben für Alle« – das Klima ist dabei natürlich ein zentrales Thema, aber nicht das einzige. Wir haben uns vier Schwerpunkten gewidmet: erstens den Megaprojekten wie großen Minen oder dem Tren Maya hier in Mexiko, einer gigantischen Bahnstrecke, die durch den Regenwald führt. Zweitens der globalen Wasserkrise, die durch die Klimakrise und Umweltverschmutzung immer drängender wird; viele Gemeinschaften kämpfen weiterhin um Zugang zu sauberem Wasser. Drittens Flucht und Migration, die zum Teil eben durch Megaprojekte, aber auch durch staatliche Gewalt oder organisierte Kriminalität ausgelöst werden. Und viertens die Kommerzialisierung des Lebens – also die zunehmende Verwandlung von allem in Güter, die dem kapitalistischen Markt unterworfen sind.

Wer nahm an der Anti-COP teil?

Die Anti-COP ist ein Raum für all jene, die an den Frontlinien kämpfen – sei es gegen die Klimakrise, gegen extraktivistische Megaprojekte oder in der Unterstützung von Geflüchteten und Migrant*innen. Darunter waren auch viele Vertreter*innen indigener Gruppen aus der ganzen Welt, die zwar bei der COP manchmal eingeladen werden, dort aber selten Gehör finden. Es waren zum Beispiel Aktivist*innen aus Aruba dabei – die karibische Insel wird von den Auswirkungen der Klimakrise besonders hart getroffen. Ein Teilnehmer erzählte mir, dass die Strände, an denen er aufgewachsen ist, langsam im Meer verschwinden. Offiziell gehört Aruba zu den Niederlanden, solche kolonialen Strukturen wirken fort. Auf der COP 29 wird Aruba durch die Niederlande vertreten – durch Personen also, die wenig Verständnis für die Herausforderungen in der Karibik haben. In Mexiko hingegen konnten die Aktivist*innen ihre Stimme erheben.

Sie sind bei der Bewegung »Debt for Climate« aktiv. Welche Aufgabe haben Sie im Rahmen der Anti-COP übernommen?

Wir haben die Konferenz mitorganisiert und waren vor Ort in der Social-Media-Arbeit aktiv. Hier waren wir mit 15 bis 20 Leuten, die meisten davon stammen aus Mexiko. Ich habe auch einen Workshop gegeben. Wenn ich in Deutschland über das internationale Schuldensystem spreche, merke ich oft, dass zwar Interesse besteht, es aber an Wissen fehlt. Auf der Anti-COP war das anders. Denn die Leute wissen, dass nicht der globale Süden dem globalen Norden etwas schuldet, sondern dass es genau umgekehrt ist: Der globale Norden hat gegenüber dem Süden Klima- und Kolonialschulden. Auch dass Schulden als Machtinstrument eingesetzt werden, ist bei denjenigen, die von diesem System betroffen sind, einfach viel präsenter.

Die offizielle Klimakonferenz ist immer auch ein großes Medienevent. Wie war die Resonanz auf die Anti-COP?

Die Anti-COP hat den Austausch gefördert. Anders als bei der COP sprachen die Menschen hier mit einer angemessenen Radikalität über die Themen. Oft wird Klimaschutz nur im Rahmen des derzeitigen Systems betrieben, was letztlich bestehende Ungerechtigkeiten fortsetzt. Das mediale Interesse an der Anti-COP hielt sich in Grenzen, auch wenn einige Journalist*innen vor Ort waren. Vermutlich lag das daran, dass dieses Format noch recht jung ist. Im vergangenen Jahr fand in Kolumbien mit der »Boycott COP 28« eine ähnliche Veranstaltung statt, und die diesjährige Anti-COP baute darauf auf. Ich bin zuversichtlich, dass sie von Jahr zu Jahr bekannter wird und immer mehr Aktivist*innen anzieht. In Oaxaca haben wir die Anti-COP bewusst offen gestaltet: Neben internen Treffen gab es jeden Tag öffentliche Workshops und Vorträge, sowohl in der Stadt als auch an der Universität. Diese Veranstaltungen stießen auf großes Interesse – die Seminarräume waren oft voll. Das zeigt, dass wir die Menschen vor Ort erreicht haben.

Welche Erkenntnisse nehmen Sie von der Anti-COP mit nach Deutschland?

Neben den internationalen Kontakten, die ich hier geknüpft habe, bleibt bei mir vor allem eine Aussage hängen: »Wir müssen eine Kultur des Widerstands etablieren.« Viele von uns handeln momentan nicht widerständig genug. Zwar suchen viele Gruppen die Konfrontation, doch oft wird diese nicht konsequent zu Ende geführt. Um uns wirklich der Zerstörung entgegenzustellen, müssen wir entschlossener und mutiger werden!
Quelle: nd DER TAG 11.11.2024

Trotz geopolitischen Gegenwinds habe man sich durchweg jede Mühe gegeben, »ein ehrlicher Makler« für alle Seiten zu sein. Dieser Satz von Mukhtar Babayev, dem Umweltminister des Ölstaats Aserbeidschan und Leiter der diesjährigen UN-Klimakonferenz, zeigt geradezu bespielhaft das derzeitige Elend der COP-Diplomatie auf. Die Euphorie nach der Verabschiedung und Ratifizierung des Pariser Weltklimaabkommens ist längst einem Realismus gewichen, bei dem Partikularismus und Lobbyismus den Ton angeben. Doch man kann eigentlich nicht von Klimagipfel reden, wenn der jetzige Gastgeber den Kampf gegen die Erderwärmung auf eine Stufe mit Interessen der fossilen Wirtschaft stellen.

Die Kritik an der Konferenzleitung bei COP 29 in Baku, die viele Teilnehmer von Entwicklungsländern über Klimaschützer bis hin zur deutschen Chefverhandlerin Annalena Baerbock anstimmten, ist sicher berechtigt. Doch letztlich kommt der Gastgeber damit nur dann durch, wenn es die Starken zulassen. Im Windschatten des Oberbösewichts Saudi-Arabien segelten in Baku aber die USA, China und Russland, die den Ausstieg aus den Fossilen ebenfalls zu hintertreiben versuchen, aber zum Teil auch die EU mit ihrem wichtigsten Staat Deutschland: nicht nur, weil man weiter Großverbraucher von Öl und Gas ist, sondern auch, weil man bei der Finanzierung in armen Ländern massiv auf die Bremse tritt. Die eigenen Haushaltsprobleme sind der aktuellen Rumpfregierung in Berlin eben doch näher als die Klimaziele. Diese werden sich nur dann erreichen lassen, wenn den armen Ländern die entsprechenden finanziellen Mittel zum Gegensteuern zur Verfügung gestellt werden. Zwar strebt die Staatengemeinschaft nun den notwendigen Quantensprung von Milliarden zu Billionen an, doch die Realisierung bleibt völlig nebulös. Zumal sich die Industriestaaten als Hauptverursacher der Klimakrise winden wie Aal.

Quelle: nd DER TAG  12.11.2024